Studienfahrt Venedig 2018: Avventure a Venezia – Un Profumo d'Italia

Mamma mia! Quanti stranieri! Was wollen Sie alle in Italien? Forse Italia ha un certo fascino. Die einen suchen die Sonne, das Meer, das italienische Klima, andere interessieren sich für Kunst, die nächsten lieben die italienischen Canzoni, wieder andere die italienische Küche- insomma Italia è interessante per tutti!

Es war schon dunkel als wir in Nürnberg losfuhren, in München stiegen wir dann in die Liegewagen des Orientexpress: Zagreb, Belgrad – der Charme eines Campingplatzes. In Villach wurden unsere Waggons abgekoppelt. Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang. Kein Stern will vor. Die Berge lagen in tiefem Schnee. Bei Dämmerung passierten wir Udine, überquerten Tagliamento und Piave und flogen plötzlich übers Meer: Salut von Schiffen über blauer See! Kopfbahnhof Sta. Lucia und wenn man den verlässt muss man aufpassen, dass man nicht in den Canale Grande fällt. Mit dem Vaporetto in die Stadt, ein paar Irrwege durch die engen Gassen, einige organisatorische Probleme und schließlich bezogen wir unser malerisch gelegenes Quartier mitten in Venedig.

Zugegeben es war etwas kalt – am Abreisetag wurde es wärmer. Immerhin hat es nur am ersten Tag geregnet.

„Venedig ist die Bild gewordene Stadt par excellence, die jeder vor Augen hat, selbst ohne sie besucht zu haben. Bereits 1842 hieß es in einem englischen Reiseführer, niemand betrete Venedig als ein Fremder. Aber es ließe sich auch das Gegenteil behaupten: Alle bleiben Fremde in dieser Stadt, die prächtige Kulissen präsentiert, aber ihr Geheimnis nicht preisgibt.“ (H. Reinhard: Mondo Veneziano)

Venedig steht auf 117 kleinen und größeren Inseln, es gibt keine Autos, aber Verkehr auf den vielen – ca. 150 – Kanälen mit ca. 400 Brücken. Es gibt nur einen Piazza, eine Piazzetta und sonst heißen die Plätze „Campo“. Es gibt nur einen Palazzo alles andere sind „Ca'“s, Casas, Häuser wie sie in typischem Understatement heißen. Die prächtigsten reihen sich am Canale Grande, Repäsentationsbauten der Familien der „Nobile“, der 3% der Bevölkerung, die um die politischen Ämter der Republik konkurrierten. Venedig war Großmacht, wie heute die USA, was es nicht vor dem Niedergang bewahrt hat. Die Reste des ungeheuren angesammelten Reichtums werden heute noch augenfällig in dieser morbiden Pracht.

Natürlich besuchten wir die Hauptsehenswürdigkeiten – Dogenpalast, Kirchen und Museen. Der Name „Seufzerbrücke“ ist übrigens eine Erfindung von Lord Byron. Wir verschafften uns einen Eindruck von der Prachtstraße, der Rialto Brücke (erbaut von Antonio da Ponte – da Ponte hieß er allerdings erst nach dem Bau). Wir ließen auch die Kunst nicht links liegen: die Assunta von Tiziano Vercello und sein Grab in der Frari-Kirche sowie das „geheimnisvolle“ Bild  „La tempesta“ von Giorgione waren ein „must“. Magisch angezogen wurden wir immer wieder – vielleicht weil wir Deutsche sind – vom Fondaco dei Tedeschi, dem Handelszentrum der deutschen Kaufleute im Mittelalter, heute zum Luxuskaufhaus der Firma Benetton umfunktioniert. Alle Handelswaren der Deutschen mussten hier gelagert und zweimal verzollt werden – einmal beim Einlagern, dann beim Auslagern. Ein ideales Modell um die Handelsbilanz aufzubessern ohne selbst handeln zu müssen. Auch andere Casa konnten wir besichtigen – das Fondaco die Turchi, heute als Naturkundemuseum genutzt, das Ca' d'Oro, mit herrlichem Blick auf den Kanal, das Ca' Foscari, der prächtige Palast der Familie Foscari, der wieder Lord Byron ein Werk gewidmet hat, das von Verdi vertont wurde: „The two Foscari“. Insomma – alles haben wir nicht geschafft, insbesondere die Kirche, in der Vivaldi, als Musiklehrer eines Waisenhauses, seine damals berühmten Konzerte gegeben hat.

Der Kunstgeschichtler konnte einen neuen Fachausdruck lernen: Spolien – d.h. „es ist alles nur geklaut“, wie es in einem moderneren Schlagertext heißt. Venedig, der Markusdom, unsere „Hauskirche“ Sta. Maria die Miracoli – alles ist verschönt und geschmückt mit Spolien, hauptsächlich aus dem Überfall auf Konstantinopel, zu dem man den 4. Kreuzzug 1204 umfunktioniert hat, was die Großmachtstellung Venedigs im östlichen Mittelmeerraum über Jahrhunderte begründete. Auch der Stadtheilige, St. Markus, ist eine Spolie. Übrigens sind die Reste des Heiligen bei einem der vielen Großbrände, die Venedig immer wieder verheerten, „verschwunden“, aber – Gott sei Dank – hat sich hundert Jahre später während des inständigen Gebets des Dogen wie durch ein Wunder die Altarwand geöffnet und den unversehrten Sarkophag des Heiligen wieder ausgespuckt.

Die Universita Ca' Foscari di Venezia – am „Kniebogen“ des Canale Grande gelegen, damit die Familie die jährlichen Regatten besser beobachten konnte – kooperiert mit vielen deutschen Universitäten und würde sich auch für ein Auslandssemester anbieten. Die Kosten sind auch nicht höher als an anderen Orten (man kann sich an Erfahrungsberichten von Studenten auf den Webseiten einschlägiger Universitäten darüber informieren).

Oh Schreck! Eine Schülerin erkrankte an einer infektiösen Halsentzündung. Aber glücklicherweise war das Ospedale civile in direkter Nähe unserer Unterkunft, wo uns die Notaufnahme zum Medico d’emergenza schickte: so machten wir – eine kleine Gruppe Schülerinnen und der Betreuer – uns auf zur Behandlung beim Notarzt: in den Procuratie nuove, direkt am Markusplatz, neben dem Café Florian stellte ein freundlicher älterer Arzt ein Rezept aus. Das erlebt auch nicht jeder!

Ich bin mir sicher, jeder Schüler hat sein „eigenes“ Venedig erlebt. Das Geheimnis Venedigs haben wir nicht ganz gelüftet. Aber ganz fremd sind wir nicht mehr. Insomma: Venezia è interessante per tutti.

Michael Riemer

 

 

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